All entries for October 2005
October 30, 2005
English Clubbing for beginners – Lesson Three
My dears,
Gestern war es mal wieder so weit: Es ging raus ins party life of Coventry. Der Abend stand unter dem Zeichen des Vermeidens von jeglichem Halloween-Quatsch. Denn ihr wisst ja, der Engländer an sich hat ein großes Faible fürs Verkleiden (wenn man so die aktuellen Modetrends im Lande betrachtet, könnte man meinen, die verkleiden sich immer…), und zu parties sagt man hierzulande sowieso nie nein! So war dann gestern die Nacht der Halloween-Nächte on campus, und abgeschreckt vom Kostüm-, Schmink- und Grusel-Wahn der anderen haben ich und drei andere Jungs beschlossen, dass wir uns das nicht antun, und stattdessen ins City Centre feiern gehen. Zunächst haben wir aber natürlich ein wenig vorgeglüht, ab acht wohlgemerkt, denn ja: das mit den englischen Zeiten sitzt jetzt!! :-) Mit ein paar Bier und gutem Vodka haben wir es uns aufm Sofa gemütlich gemacht, und schadenfroh den anderen beim dressing up zugeschaut. Das Motto des Abends war: Matteo desperately seeking for make up! (Mal ehrlich: Ihr kennt mich, und selbst ich habe noch nie nen Mann so verzeifelt nach make up schreien hören…)
Wir machten uns dann auf ins Centre, und trafen auch dort auf seltsam be- oder entkleidete Menschenmassen in Delirium-ähnlichen Zuständen, desperately seeking for fun (auf die eine oder andere Weise…). Wir beschlossen, mal nen club anzutesten, den wir noch nicht kennen, und machten uns auf zum Colloseum! Man Scheiße, ist das weit. :-) Aber dank wohligem Alkoholpegel und visueller Belustigung am Wegesrand gings dann doch. Wir waren gegen elf da, also zur besten party-Stunde. Der Laden ist recht groß, hat einen kleinen Raum mit Bühne, in dem eine gruftige hardcore Band ihre Akkorde (oder so ähnlich) schrummelte, und eine kleine Bar/Pseydotanzfläche mit frisch dahin gescratschtem HipHop. Der main floor ist riesig groß, rechteckig und hat zwei ellenlange bars an den Längsseiten. Natürlich alles nur, um den englischen Trinkbedürfnissen gerecht werden zu können. Netter Veranstalter… :-)
Musik: sehr willkommeneAbwechslung vom gewohnten englischen House-RMB-Halbstundenmix. Man nehme Rock, Indie, bisschen Elektro und viel Sixties, tue alles in einen (DJ)-Mixer, schüttele gut, et voilà! Echt klasse, viel englische Musik (was man meinem Musik-Faschismus sehr entgegenkommt…) und Spaß garantiert. Zum Anfeuchten der (immer wieder merkwürdig schnell trockenen) Kehle gab’s, na, na? Oh yes, Vodka, beer, und zum Schluss sind wir auf Vodka-shots in allen möglichen (überhaupt nicht künstlich schmeckenden) Geschmacksrichtungen umgestiegen. Bilanz des Abends: Wird lieber verschwiegen! Hangover (sprich Mietzekatze): auf wundersame Weise keinen! Geldbeutel: Autsch!
Nun zum interessanten Teil. Der Abend war dazu angetan, wieder neue Erkenntnisse über den englischen Eingeborenen zu sammeln. Was haben wir also gelernt?
1.) Das englische Männchen ist nach wie vor Trendsetter in Sachen Kleidung, Haartracht und Musikgeschmack. Zudem ist es offen und zugänglich sowie willig, alle Mitfeiernden anzurempeln, anzuquatschen und in den party-Sog mitzuziehen! (Jedoch mögen seine ausgeprägten Suff-Anwandlungen dazu verleiten, es eher das europäische enfant terrible zu nennen.)
2.) Das englische Weibchen steht dem in nichts nach! Einziger Unterschied: Der Trendsetter-Faktor ist aufgrund von schon früher beschriebenen Charakteristika aus kontinentaleuropäischer Sicht eher zu bezweifeln. Das macht besagtes Weibchen allerdings wett, indem es dreist und hemmungslos angräbt, antanzt oder …, was es haben will. Da ich jedoch immun gegen solche Annäherungen bin, ist das party-Verhalten des englischen Weibchens einfach immer ein Spaß-Garant. Man kann lächerliche Tanzeinlagen fabrizieren, sich gut unterhalten, oder einfach nur abfeiern.
3.) Haartrachten: Da das Thema ja schon Bestandteil vorhergehender Lektionen war, hier nur eine kurze Ergänzung: Wie wir ja gelernt haben, ist hier Vokuhila in Kombination mit Voduhiblo (Na, wer hat denn da seine Vokabeln nicht ordentlich gelernt? Vorne dunkel hinten blond!) in. Das Ganze wird nun komplettiert mit Rekulila. Wer richtig rät, kriegt nen Lolli! :-) Richtig: rechts kurz links lang! Na, das sind doch drei nette Schwestern, nicht?
4.) Alkohol: Der Engländer an sich, also Männchen wie auch Weibchen, trinkt sich munter lustig unbeschwert in jede Art von Delirium, ist im Landesjargon dann pissed, möchte am nächsten Tag sterben und ist froh, sich nicht mehr so ganz genau erinnern zu können. Ist also wie überall, hier mal keine Unterschiede…
5.) Resumée: English parties are the very best! Nirgendwo kann man so unbeschwert Spaß haben und mit Leuten abfeiern, die man noch nie zuvor gesehen hat (meistens hoffentlich danach auch nie wieder sieht) wie in Tommy-Land! So guys, come on over and check it out!
Liebe Leser und Lernfreudige, damit habt Ihr den Grundkurs English Clubbing for beginners erfolgreich abgeschlossen und könnt das Gelernte nun praktisch anwenden!
In diesem Sinne,
Cheers, Euer Ole
Kulturelle Hochgenüsse…
In den letzten Wochen kamen wir mal wieder in den Genuss einiger kultureller highlights, über die schon lange berichten wollte!
Montag vor zwei Wochen waren wir in einer Lesung von Salman Rushdie. Einigen von Euch ist er vielleicht als der Autor von „The Satanic Verses“ bekannt (es geht um den Koran und die Stellung der Frau im Islam), das wohl eines der umstrittensten zeitgenössischen Bücher überhaupt ist, und dazu geführt hat, dass der Autor seitdem in allem islamisch-theokratischen Systemen mit der Todesstrafe rechnen muss. Deswegen glich die ganze Veranstaltung, die für ganze 3 Pfund im Warwick Arts stattfand, auch eher einem Hochsicherheits-Staatsbesuch. Metalldetektoren, Durchsuchungen, und vor allem viele Polizei-Schränke mit unklar großen Waffen… Rushdie hat aus seinem neuen Buch „Shalimar the Clown“ gelesen (das ich mir in meinem Promiwahn :-) dann auch gleich mal hab signieren lassen). In dem Buch geht es um eine Liebesbeziehung in einem Dorf in Kashmir (wo viele seiner Bücher spielen, seine Wurzeln liegen dort), zunächst ist es eine Liebesgeschichte, die dann aber in Hass, Mord und Rache umschlägt und überall auf der Welt spielt. Ich hab Freitag angefangen zu lesen, und es ist klasse… Nach der Lesung gabs ein moderiertes Interview und dann offene Diskussion mit dem Publikum.
Freitag vor einer Woche ging der Kulturmarathon dann mit Theater weiter. Und ich kanns nicht anders sagen: Amazing, amazing, amazing!!! Es gab, natürlich im Arts, wo sonst, Oscar Wilde’s „The Importance of Being Earnest“. Eigentlich nichts besonderes, denn ich hab gelesen, dass es gemessen an den Inszenierungen, das meistgespielteste Stück Großbritanniens ist. Mir war allerdings beim Kauf der tickets völlig entgangen, dass es sich hier nicht um eine normale Inszenierung handelt. Und eigentlich kann ich ja mit experimentellem Theater so gar nichts anfangen. Gespielt wurde es von einer Gruppe namens „Ridiculusmus“ (sprich: Lächerlichkeit…). Und der Name ist mehr als Programm!! Seit 15 Jahren haben die schon so einige Stücke neu interpretiert, und sich dann gedacht, sie wagen sich mal an den ohnehin schon sarkistisch-witzigen Wilde ran. Das Konzept: es gibt nur zwei Schauspieler, zwei Männer wohlgemerkt, die alle Rollen spielen, auch die weiblichen natürlich! Funktionieren tut das so: Wenn mehr als zwei Personen in einer Szene sind (also fast immer), bleibt der eine unbewegt stehen, während der andere auf der Bühne (!) das Kostüm wechselt. Tja was macht man nun, wenn man sechs, sieben oder mehr in einer Szene hat? Man bedient sich Hilfsmitteln, wie Büsten, Handpuppen, spanischen Wänden, oder steht ganz einfach am Ende nur noch in Unterwäsche auf der Bühne, und hält nur das Kostüm in die Höhe, um zu signalisieren, wer gerade spricht. Natürlich alles immer mit der entsprechenden Stimme, und ohne einen einzigen Patzer. Die Schauspieler müssen praktisch das ganze Stück auswendig können, und dürfen sich vor keiner Banalität scheuen… Es war einfach fantastisch (wir hatten, wie bei der Lesung auch, Plätze in der ersten Reihe…) und wir haben uns weggeschmissen vor Lachen. Und meinen tiefsten Respekt vor dem logistischen Aufwand und der Kreativität, die dahintersteckt, wenn man Bühnenbild, Kostüme und alles andere so gestalten muss, dass es zwei Leute alleine schaffen…
Nächsten Dienstag geht’s nach Kenilworth, ein kleines Örtchen um die Ecke. Dort werden wir Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ sehen, natürlich auf Englisch (hier heißt es einfach „The Visit“) und ich bin schon sehr gespannt. Die Woche drauf ist mal wieder Konzert…
Kulturelle Fortsetzung folgt!
Cheers,
Euer Ole
October 16, 2005
Nochnoi dozor – Skuriles Endzeit–Kino mit russischer Seele
- Title:
- Nightwatch (Nochnoi dozor)
- Rating:
An meinem freien Mittwoch habe ich kurzentschlossen die Nachmittagsvorstellung besucht, um endlich mitreden zu können, denn wir hingen mit dem Filmstart eine Woche hinter Euch her…
Und: es hat sich gelohnt!
Kurze Zusammenfassung: es handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie. Erzählt wird die Geschichte des Kampfes zwischen den Mächten des Guten und den Mächten des Bösen, den Anderen, die in Form von mit besonderen Fähigkeiten ausgestatten Menschen unter uns leben. Vor tausend Jahren einigten sich beide Seiten, sich gegenseitig zu kontrollieren, indem die Mächte des Lichts die Nacht überwachen, und die Mächte der Finsternis den Tag. Nach einer Prophezeihung soll jedoch eines Tages der mächtige Auserwählte kommen, der mit seiner Entscheidung für Gut oder Böse das Gleichgewicht zerstören wird. Auf den Straßen des zeitgenössischen Moskau wird der Pakt gebrochen und der Endkampf beginnt…
Der Streifen ist mit Sicherheit nichts für jeden… Eine sehr skurile Handlung paart sich mit gebrochener Kameraführung und verfremdeten Bildern. Für fans visueller Effekte ist es eine wahre Freude zuzuschauen, und die ausschließlich russische Darstellerriege spielt sich mit einer Menge Mystik und Eigenwilligkeit die Seele aus dem Leib. Der Handlung kann man nur mit einiger Mühe folgen, zumindest bis man die Zusammenhänge verstanden hat. Schlafen is nich, dazu ist der Film viel zu spannend, bisweilen verwirrend, und immer skuril, angefangen beim Bild, den Charakteren, der Musik…
Konsequenterweise wird der zweite Teil sich mit den Geschöpfen der Finsternis beschäftigen, die über den Tag wachen, nachdem dieser erste Film in einer einzigen Nacht die Geschöpfe des Lichts am Werke zeigt.
Letztlich hervorzuheben blebt, dass wir hier eine genuin russische Produktion vor uns haben, mit für Hollywood lächerlichen 4 Millionen Euro der teuerste russische Film aller Zeiten. Den Vergleich braucht der Streifen allerdings nicht im geringsten zu fürchten.
Noch ein Tipp: Unbedingt im Original anschauen, mit Untertiteln. Da hier in Britain Synchronisationen fast nie nötig und deshalb unüblich sind, hatte ich ein originalsprachliches Vergnügen der ganz besonderen Art, das die Atmosphäre des Films erst so richtig rüberbringt…
October 10, 2005
Tom Baxter – Feather & Stone
- Title:
- Rating:
Meine Lieben,
hier zur Gute-Nacht noch ein kleiner Musik-Tipp, den ich Euch wärmstens ans Herz legen möchte. Am Sonntag war ich auf dem Konzert in the Arts. Ohne vorher etwas von Tom Baxter zu kennen, also völlig unvoreingenommen. Es war absolutely amazing! Deswegen haben mich meine braven Füße heute nach meiner lecture umgehend in die Stadt zu einer gewissen Musik-Verkaufsstelle getragen, um dort eine gewisse CD zu erstehen. Sehr tiefgehende, melancholisch-nachdenkliche Texte, die mit einer Power und einer samtweichen, klaren Stimme von ganz tief innen drin kommen, dass es einem die Luft nimmt. Tom Baxter spielt die ganze Zeit Gitarre, manchmal nur er, die Gitarre und seine Stimme, ansonsten mit Drums, Percussion, Bass, Klavier und Geige. Wechselhaft Balladen-Artiges und Kraftvolles zeigen beide eine unglaubliche Kraft in diesem Mann und seiner Musik. Selbst wenn er darüber singt, zu sterben, wirklich unter Schmerzen zu sterben, ist es voller Kraft, und voll Gefühl.
Dieser Mann nimmt Euch mit auf eine Reise, eine Reise in die Seele und zu den Sternen, was mit seinen Worten das Gleiche ist, versprochen!
English clubbing for beginners – Lesson Two
My dears,
hier folgt die zweite Lektion in den Fertigkeiten des Ausgehens, Trinkens und Feierns auf dieser wundervollen Insel. :-)
Diese lesson fand diesmal in Nootingham statt, das wir ja am letzten Wochenende besucht haben.
Nachdem Rui (Ihr erinnert Euch, Luca's Freundin…) fantastische Japanese noodles with sea weed (Delicious!!!) gemacht hatte, hatten wir alle zwei doppelte Wodka. Und auf ging’s! (Es war übrigens halb acht…) Zunächst noch ein Subway-Sandwich, dann Bar Nummer 1. Ein kurzer Drink. Dann Bar Nummer 2, billig vortrinken. Hihi, vier doppelte Wodka und drei Wodka-Shots später, es war mittlerweile sage und schreibe 9pm, na, na? Richtig! Bar Nummer 3. Und was soll ich sagen? Es handelte sich um eine Kirche, called Pitcher’s and Piano.
Also, kurze Beschreibung: Ein neogotischer Sandsteinbau, wirklich groß, ich würde sagen 19. Jahrhundert, aber auf jeden Fall in jüngerer Vergangenheit erneuert. Wunderschöne Mosaik-Glasfenster. Von innen eine gewölbte, dunkle Holzkassetten-Decke, mit roten Schmucksteinen in den Schnittpunkten der Kassetten. Überall im Hauptschiff, den Seiten- und Querschiffen hängen dunkle (rote und violette) Stoffsegel mit Ausrichtung zum Scheitelpunkt der Decke. In Mittelschiff sind verschieden geformte Inseln mit Leder-Sofas und Tischen, in der Apsis ein knallrotes halbrundes Lederteil. Die Seitenschiffe sind mit Tischen und teurer Bestuhlung ausgestattet. In den Seitenschiffen sind ein erster und zweiter Stock eingezogen, die jeweils in der Vierung mit Brücken verbunden worden sind und an den Seiten bis an die Fenster gehen. Am Anfang und am Ende auf der rechten Seite jeweils Wendeltreppen. Auf jedem Floor Bars, unten die Hauptbar auf der Länge des ganzen linken Seitenschiffes. Alles vom Feinsten, ein halbes Spirituosen-Import-Lager. Auch alles recht teuer. Musik: DJ’s, jeden Abend wechselnde Musik, alles voller Leute! Gorgeous, gorgeous, gorgeous!!! Aufgrund der Örtlichkeit haben wir die Tanzplanung mal eben abgeschossen, und sind den ganzen Abend dort geblieben, will heißen, bis sie um 1:30 am zugemacht haben.
Nachdem sich Luca und Rui schon vorher verabschiedet hatten, standen wir nun zu fünft in der Kälte und überlegten, wo wir noch was trinken können, denn es war closing hour. Auf dem Weg Richtung Luca’s Wohnung kamen wir am Social vorbei, halb Bar, halb Nachtclub. Es war noch offen, und nachdem wir den Türschrank kräftig belabert hatten, ließ er uns noch rein, und wir hatten noch ein paar Drinks und eine kleine Tanzeinlage. Danach ging’s ins das Haus, aber nicht ins Bett, sondern zu Daniele und Joe in die Wohnung, wo es noch ein paar Slibowitz und ein paar Whiskey gab. Im Bett waren wir um halb fünf.
Bilanz des Abends: 8 doppelte Wodka, 2 Wodka-Shots, 4 doppelte Smirnoff Black Ice, 2 Whiskey und 2 Slibowitz, neue „Freunde“, die uns wohl bald in Coventry besuchen werden, eine Menge Spaß, … und den größten Schädel aller Zeiten, als ich nach fünf Stunden Schlaf von strahlendem Sonnenschein geweckt wurde, der durch das Fenster auf mein Gesicht fiel. :-) Und das nach einer Woche Wolken und Regen.
Ehrlich, mal abgesehen davon, dass ich kaum gerade laufen konnte Sonntag Morgen, fiel es mir echt schwer Englisch zu sprechen, es war eher like stotter, stotter – sabber sabber.
Nachdem die zwei (!) Aspirin ihre Wirkung aufgenommen hatten, machten wir uns auf den Weg in die Stadt, von der wir ja am Samstag aufgrund des Regens nicht viel gesehen hatten.
Und was haben wir gelernt?
1.) Das mit der Anpassung an englische Zeitvorstellungen von Nachtaktivitäten klappt schon ganz gut! Weiter so! (Zuhause weitersaufen kann man immer noch…)
2.) Die Kreativität englischer Spirituosen-Verkäufer ist unbegrenzt in Bezug auf das Entwickeln von Verkaufsstrategien (siehe Kirche…)
3.) Englische Männer tragen nur noch vintage denim jeans und Hemden, wenn sie was auf sich halten (Shirts sind out, besser noch ein Pullover über dem Hemd, egal wie heiß...)
4.) English girls gehen auch bei 20 Grad Minus in Mini-Mini-Mini-Skirts und Bikini-Oberteilen vor die Tür (denn sie frieren wirklich nicht… :-), siehe die Sache mit den 150 Kilo…)
5.) Es lohnt sich immer ein Versuch, die Türschränke zu belabern, einen noch reinzulassen (siehe Bedürfnisse englischer Spirituosen-Verkäufer…)
6.) Multi-Kulti ist in und bringt die Welt an einen Tisch!
In diesem Sinne: Cheers,
Euer Ole
Robin Hood und der Sheriff von Nottingham
Hello my dears,
am vergangenen Wochenende waren Ileana und ich in Nottingham, um dort ihren Freund Luca zu besuchen, der ebenfalls in the UK studiert. Es ist gar nicht weit, 80 Kilometer und eine knappe Stunde mit dem Auto. Allerdings dauerte es dann doch erst mal etwas länger, denn ich musste erst mal den Weg aus Coventry raus finden, natürlich zur richtigen Seite, was sich als gar nicht so leicht herausstellte. Nachdem ich den Ring Way dann zweimal komplett umrundet und erfolgreich die richtige Abfahrt genommen hatte, lief es aber wie geschmiert. Waren kurz nach zwei in Nottingham, haben Luca am Bahnhof aufgelesen, und brauchten dann einfach mal geschlagene zwei Stunden vom Bahnhof zu seinem Haus. Denn: In Nottingham ist gerade Goose Fair, der größte Freilicht-Rummel der Welt, die halbe Stadt ist gesperrt und es herrscht heilloses Chaos. Nachdem auch dieses Problem erfolgreich gemeistert war, saßen wir in Lucas Küche, es war halb fünf, der halbe Tag vorbei, and it was raining cats and dogs. Also mussten wir ein bisschen umdisponieren…
Luca wohnt zusammen mit Anton. Der wiederum ist Russe, lebte aber seit seinem achten Lebensjahr in Greece, und nun seit zwei Jahren in Nottingham. Luca ist Kroate, lebt und studiert aber wie Ileana in Trieste / Italien, lebt seit einem Jahr in Nottingham. Lucas girlfriend wiederum, Rui, ist Japanerin, hat aber seit ihrem vierten Lebensjahr in Kenia gelebt, und ist dann nach Nottingham gegangen. Alle drei sprechen ein dermaßen perfektes British English, dass es mir manchmal echt schwer fiel, zu verstehen. (Besonders da Anton wahnsinnig nuschelt, und ich heute Morgen so besoffen war, dass es sogar meinen Namen hätte vergessen können :-) …) In der unteren Wohnung wiederum lebt Daniele. Er ist Italiener, aber auch halb Brite, lebt seit fünf Jahren in the UK (London, Leeds, Nottingham). Sein flatmate ist Joe, ein waschechter Brite aus Manchester (man beachte die Betonung: nicht Mänschester, sondern: Manschessta…). Und um diese multikulturelle Runde zu vollenden, waren da noch Antons girlfriend aus Korea und ein Kumpel von Luca, ebenfalls aus Korea. Das war die Party-Crew des Samstag Abends…
Nottingham ist wirklich sehr schön, ein Mix aus alt und neu, aber mit viel Charme, unendlichen shopping facilities (übrigens war am Sonntag alles, aber wirklich alles geöffnet…), und vielen jungen Leuten. Am Sonntag hatten wir leider nicht viel Zeit und konnten deshalb zum Beispiel nicht in die Reste des Castle, sondern haben es nur von außen angesehen. Davor steht eine Statue vom legendären Kevin Cost… äh Robin Hood. Den Sheriff hab ich leider nicht angetroffen, der war wahrscheinlich grad im Kerker, arme Leute foltern. Dafür hab ich es aber mächtig dem Robin gleich getan! Und dann drehten wir noch eine Runde in das älteste Pub in the UK, founded AD 1189, named „Trip To Jerusalem“! Hihi, da lacht sich der Historiker doch vor Sarkasmus schlapp, nicht wahr? Aber mal ehrlich, ist ziemlich geil. Denn: Das Castle ist auf einem riesigen Fels. Das Pub liegt auf der anderen der Tor-Brücke und besteht aus einem winzigen weißen Haus, das an den Fels rangebaut ist. Die Räume des Pubs sind hingegen in den Fels gehauene Höhlen mit sehr niedrigen Decken, denn: Früher warn se alle kleiner!Und damit Ihr mir das alles auch glaubst, könnt Ihr Euch ab heut Abend hier auch die Fotos anschauen. Sherwood Forrest ist leider eine halbe Stunde von Nottingham entfernt und stand somit nicht auf dem Besichtigungsplan, hab mir aber sagen lassen: is nich so besonders viel zu sehen außer wood!
Natürlich werdet Ihr Euch jetzt fragen: Nanu? Was haben die alle denn am Samstag Abend gemacht? Sind doch wohl nicht etwa daheim geblieben? – Hallo? Wir sind hier in England! Und genau deswegen gibts den Party-Bericht getrennt, als Lesson No. 2
Cheers,
Euer Ole
October 02, 2005
English clubbing for beginners – Lesson One
My dears,
am gestrigen Samstag war es dann endlich soweit, ich konnte nach halbwegs überstandener Erkältung meine neue No-Trainers-Schuhe ins Coventry nightlife ausführen.
Nachdem wir mal wieder auf den Campus wollten (als ob wir im kommenden Jahr nicht schon genug davon bekommen würden…) und ich mich leider nicht durchsetzen konnte mit meinem Wunsch die Partyszene der City zu erkunden, mussten wir dann feststellen, dass die von uns anvisierte SchoolDayz-Party (alle Briten waren angehalten, in ihren Schuluniformen zu erscheinen…) so überlaufen war (die Schlange einmal ganz um die Piazza herum), dass es keinen Sinn machte, sich dort in die queue einzureihen. Also machten wir uns wieder auf den Weg in unser Haus, trafen uns dort mit den anderen und schleppten uns dann zu Fuß zum Sky Dome, um dort in größten Club der Stadt zu gehen, das Ikon/Diva.
Soweit die Theorie. Nun mal zum Tatsachenbericht.
Mit unseren tollen Flyern hatten wir freien Eintritt bis 10:30 pm. Tja, nur Pech, dass wir um 10:34 pm dort aufliefen. Der Brite an sich ist da knallhart, keine Ausnahme. So bezahlten wir alle brav unsere 5 Pfund. (Klein Ole konnte durfte dann den ersten Patzer des Abends für sich verbuchen, als er den Türsteher nach der wardrobe fragte, aber natürlich voller Überzeugung den cloakroom meinte…) Ja, die Gardrobe… Das war so eine Sache. Mal abgesehen davon, dass es pro Kleidungsstück oder Tasche 1,50 Pfund kostest und der Engländer auch hier knallhart ist, dauerte das Ganze so ungefähr 20 Minuten, bis die fünf Leute vor mir abgefertigt waren. Der Engländer lässt sich eben gerne Zeit. :-)
Die Musik war im Halbstunden-Rhythmus zweigeteilt in House und RMB. Was soll ich sagen. Verdammte Scheiße, die Briten wissen einfach wie man Parties feiert. Die Musik war supergut, und die Leute sind einfach nur abgangen. Der Club würde nach deutschen Maßstäben in die Kategorie Großraumdisco fallen, fühlte sich aber nicht so an. Höhenversetzte Tanzflächenabschnitte, Podeste, verschiedene Bars, riesige Lautsprecher in der Form von Flugzeugturbinen und vieles mehr sorgten für eine echt ansprechende Atmosphäre.
Noch ein paar Bemerkungen zun den anwesenden Partygästen.
Die Frauen waren alle ausnahmslos mit kurzen Stofffetzen bekleidet, die wohl Miniröcke/-kleider darstellen sollten, dazu immer Highheels und ausufernde Halsketten. Und ich sage Euch, da spielt es gar keine Rolle ob man 150 Kilo wiegt…
Die Männer, mmmh, eigentlich können die rumrennen, wie sie wollen. (Und ich war doch schon sehr überrascht, als ich hier und da Trainers erblickte…) Aber meistens mit Hemden oder megagestylten Shirts und vintage denims, Trendsetter eben.
Der eigentliche Clou sind aber die Haartrachten. Ich sage Euch: Vokuhila ist wieder in, allerdings heutzutage in Britain in Kombination mit Voduhiblo (vorne dunkel, hinten blond). Echt jeder rennt hier so rum, Frauen, Männer, Wesen dazwischen, alt und jung. Wir können also getrost darauf warten, dass das in dieser Wucht auf den Kontinent überschwappt…
Als ich nach gefühlten 5 Stunden völlig erschöpft auf die Uhr sah, stellte ich schockiert fest, dass es halb eins war. Daran wird man sich gewöhnen müssen… Saufen ab sieben, ausgehen um zehn, nach Hause um halb drei. Wir haben es dann noch bis zwei ausgehalten und uns dann vorfreudig auf den Weg in unsere Betten gemacht.
Lesson Two folgt bald!
Hugs and kisses, Euer Ole