In Spanien haben wir es auch nicht lange ausgehalten. Zu stark war der Reiz noch weiter in südlichere Gefilde vorzudringen. Und so entschlossen wir uns spontan am Silvesterabend gleich am Neujahrstag nach Marokko zu fahren. Da ich glücklicherweise meinen Reisepass dabei hatte und mir auch keine terroristischen Straftaten nachzuweisen waren, gab's dabei auch wenig Probleme. Und da Andrea wunderschön unschuldig lächeln kann waren wir nach kürzester Zeit durch die Sicherheitskontrollen durch.
Nach etwa 90min Fährfahrt durch die Strasse von Gibraltar eröffnete sich uns das Tor von Afrika und der arabischen Welt. Beides habe ich in meinem Leben zuvor noch nie gesehen und entsprechend fasziniert war ich schon von den ersten Eindrücken in Tanger. Durch die Medina mit all den winzigen verwinkelten Gassen zu laufen war wirklich beeindruckend. Die ganzen kleinen Händler die alles auf der Strasse machen (z.Bsp.: Hühner halten, mästen, schlachten, stopfen, rupfen verkaufen und die Eier auch noch in riesigen Mengen abgreifen, dabei wird das Blut was beim Schlachten anfällt einfach die Gasse runtergespült, einfach krass) und die lästigen Touristenführer, die einem die ganze Zeit einreden wollen was man doch unbedingt sehen oder kaufen muss, waren schon merkwürdige, bisher ungesehene Gestalten.
Trotzdem hielt uns nicht viel in Tanger weswegen wir weiter nach Fès aufbrachen und uns die Nacht in einem sehr kalten und unbequemen Bus um die Ohren schlugen. Obwohl es nur 200 km waren haben wir mehr als 6 Stunden für die Fahrt gebraucht. Wenigstens haben wir schnell ein Holtel gefunden und konnten endlich schlafen. Am nächsten Morgen haben wir uns wieder die Medina und ein wenig von der äußeren Stadt angesehen. Ich kann hier gar nicht alles erzählen. Bemerkenswert waren wohl absolut undurchschaubaren Gassen und die riesige Müllkippe mitten in der Stadt, die auch noch von Schafen und Ziegen beweidet wurde.
In der Nacht nahmen wir den Nachtzug nach Marakesch über Casablanca, wovon wir aber nichts als den Bahnhof gesehen haben. Wieder etwa 8h für nur 400km. Egal, mit Marakesch hat uns wirklich eine Perle der arabischen Welt erwartet. Wieder gab es das Gewusel der ganzen Menschen zu sehen, zu hören und zu riechen. Ein wahnsinniges Erlebnis. Ich kann wirklich nur schwer die ganze Faszination in Worte zu fassen. Deshalb lasse ich hier auch mal die Bilder sprechen.
Falls irgendjemand nach Nordafrika kommen sollte, sollte er keinesfalls Marakesch auslassen!!!
Buchempfehlung: Elias Canetti – Die Stimmen von Marakesch
Ich habe das Buch vor 4 Monaten gelsen, und hätte mir nie träumen lassen so schnell wirklich nach Marakesch zu kommen. Ich fand' es wirklich schön die Erfahrungen des Autors 50 Jahre später nochmal und ganz anders (wegen der ganzen Autos, Mopeds und Touris) zu machen.
P.S.: Wer den Untertitel des Beitrags nicht versteht, dem sei gesagt, dass in Marokko neben Arabisch eigentlich nur Französisch flächendeckend gesprochen wird und eben jene Dame mir das aquirieren von Französischkenntnissen unglaublich schwer gemacht hat.